R1150GS (GipSyQ)

März 2000 - und läuft...

VG Treffen Himmelfahrt 2002 Limbach

Eine besondere Story auch mit diesem Motorrad.

Neben der Solo-Geschichte hier die Gespann-Geschichte der R1150GS - genannt GipSyQ.

Nach vielen Jahren mit grossen, leistungsstarken Gespannen (starr) standen wir aus verschiedenen Gründen vor der Entscheidung, ein Gespann haben zu wollen, mit unserer vorhandenen BMW R1150GS und ohne Vorstellung was genau.
Nachdem ich ein Schwenker-Gespann Probe gefahren hatte, und generell der Preis niedriger erschien als bei einem starren Gespann, entschieden wir uns für diesen Umbau.

Heraus gekommen ist die GipSyQ, eine Kombination aus Solomotorrad und einem Schwenker-Gespann mit der Option für starres Fahren.

Der Umbau wurde durchgeführt bei der Fa. Mobec, dem Gespann-Händler meines Vertrauens.

Generell war Manfred Beck nicht so überzeugt davon, mir einen Schwenker zu verkaufen, und überhaupt nicht angetan war er von meinen 'starr'-Wünschen. Er liess sich letztendlich aber darauf ein, mich bei meinen Ideen und Wünschen zu unterstützen.
Ich kann Manfred verstehen, wenn er die Existenz meines Gespannes nicht öffentlich bekannt gab und einen solchen Umbau nicht anbietet. Es gibt definitiv Punkte, die zu bedenken sind. Ich versuche mal zu beschreiben, was in den einzelnen Versionen so an Vorteilen und kleinen Nachteilen vorhanden ist.

Solo: Generell muss ich sicher nichts zur R1150GS sagen, allerdings ist meine umgebaut auf R1150RT-Federbeine, und damit ca. 5 cm tiefer gelegt. Die Bodenfreiheit ist damit geringer, allerdings fahre ich kein Gelände, daher egal. Und die etwas eingeschränkte Schräglage ist kaum bemerkbar, ich komme gut klar.

Direkt nach dem Umbau Dez. 2001

Schwenker: Eine sehr interessante Variante des Gespannfahrens, die mir generell sehr viel Spass gemacht hat. Solobewegungen des Motorrades mit leichten Gespann-Einflüssen, Gespannfahren mit den Bewegungen einer Solo. Aber bitte aufgepasst, bei etwas sportlicher Fahrweise wird ein Schwenker-Gespann sehr breit in Linkskurven, schmale Strassen müssen mit ruhiger bedachter Fahrweise genommen werden. Daraus resultiert für mich, dass Schwenker-Fahren mehr Konzentration verlangt vor allem auf engen, schmalen Strassen, aber sehr fahrdynamisch ist auf breiteren geschwungenen Wegen. Die durch die Schwenker-Konstruktion bedingte geringe Bodenfreiheit ist bei schlechteren Strassen noch zu bedenken. Achtung: Wenn man eine(n) Mitfahrer(in) auf dem Motorrad mitnehmen will / muss ist der Schwenkbereich nach rechts dann allerdings stark eingeschränkt. Gepäckmitnahme ist auch nicht das Ding eines Schwenkers, aber sicher reicht es für das leichte Gepäck für die nette Wochenend-Tour. Für uns realistisch betrachtet ist ein Schwenker-Gespann etwas für 2 Personen, nichts für den echten Familien-Gebrauch. Und sicher nichts für einen Camping-Urlaub oder auch nur Kurztrip mit Zelt.

Dez. 2002 starrSchnelldorf Febr. 2003

Starr: Generell ist dieses Gespann nicht für den starren Betrieb vorgesehen. Aber mit den entsprechenden Massnahmen kann hier einiges bewegt werden. Nach zunächst nur einer Konstruktion für den Fall 'es wird glatt' wurde nachträglich die Konstruktion zum Starr-Fahren noch deutlich verbessert. Mit drei Streben ist der Rahmen deutlich stabil. An der BMW-Schwinge wurden die original Lagerbolzen ausgetauscht gegen hochfeste Bolzen von Armec die die Stabilität der Einarmschwinge und vor allem der Lagersitze unterstützen. Später wurde auch noch eine Gespann-Feder für das hintere Federbein eingebaut, und schon war es wieder einen riesigen Schritt besser.

Soweit so gut, man kann starr fahren. Aber sicher nur sehr ruhig und mit Verstand. Das Boot ist unbeladen sehr leicht und kommt bei leichtem Zug am Lenker hoch. Weiterhin ist ja die Lenkgeometrie nicht verändert, somit der Nachlauf am Vorderrad recht lang was bedingt, dass zum Kurvenfahren die Lenkkräfte etwas höher sind. Einen unerfahrenen Gespannfahrer kann das an die Grenzen der Fahrdynamik führen. Die Federbeine, ausgetauscht wie beschrieben gegen originale RT-Federbeine für den Schwenkerbetrieb sind nicht straff genug für starren Betrieb, deshalb haben wir dann für das hintere Ferderbein eine Gespann-Feder einbauen lassen, und schon war das Dreirad wie ausgewechselt. Die Federung des Gispy-Bootes, eine Gummifederung, reicht für den Schwenker aus, wenn gleich sie sehr eingeschränkt in ihren Reaktionen ist, kann aber beim starren Betrieb die Kräfte, die in Linkskurven auf das Beiwagenfahrwerk einwirken, nicht auffangen. In Summe muss also das Starrfahren recht ruhig angegangen werden. Der Solo-Reifen am Hinterrad ist nicht optimal, er verschleisst recht schnell.

Fazit: Eine Eier legende Wollmilchsau war die GipSyQ eben doch nicht. Es gab einige Kompromisse, die man eingehen musste, wenn man die Möglichkeit alles wahlweise fahren zu können nutzen möchte.

Wir haben uns dann doch von diesem Konzept verabschiedet, es passte nicht in unsere Philosophie.
Daher wurde auch folgende geplante Verbesserungen nicht mehr vollzogen:
- Die Federung am Beiwagen sollte durch ein zusätzliches Federbein unterstützt werden.
- Als Hinterrad sollte zusätzlich ein Rad mit Autobereifung zum Einsatz kommen (bei starrem Betrieb), um den Verschleiss und das Walken zu verringern.

Wer also meistens ein Gespann mit Familie bewegen möchte und auch mit Gepäck, sollte eher nach einem von vornherein starr konstruierten Dreirad schauen. Wer aber mit dem Motorrad öfter solo unterwegs ist, dennoch ab und zu mit drei Rädern und Frau und Kind auf kleine Tour gehen will, findet im Schwenker eine nicht uninteressante Alternative. Der Umbau von Solo zum Schwenker und umgekehrt geht in ca. 5 Minuten. Allerdings gibt es starre Gespanne ja auch als wahlweise Gespanne.

Ich habe bestimmt nicht alle Punkte angesprochen, aber wohl diejenigen, die mir am Herzen liegen. Die GipSyQ machte wirklich Spass auch wenn wir später wieder auf ein starres Gespann umgestiegen sind, ein solches ist eben kein Kompromiss, sondern konsequent für einen Einsatzzweck konstruiert.

Insgesamt haben wir mit der GipSyQ ca. 20Tkm zurückgelegt, mal Schwenker mal starr, wir waren aber eher nicht auf Fernstrecken unterwegs, Elsass und Rhön mit kleinem Gepäck im Hotel. Oder langsam mit Bedacht starr zu diversen Treffen aber dennoch nicht ohne Probleme. Bedenkt, zwei Erwachsene auf der GS, Koffer gefüllt, Zelt hinten drauf. Im Boot unser Olliver (hinten drauf ging nicht da er gerne einschlief). 120l Kofferraum sind auch nicht wirklich Gepäck-tauglich und bringen kein Gewicht auf die Waage.
Einmal sind wir dann zu dritt heftig geradeaus 'geschossen', alles ist gut gegangen aber Danke. 0,8 Promille Blut im Adrenalinspiegel. Es gibt da andere Ausgänge, manch einer hatte da mehr Pech.
Manch Rechtskurve beim Starrfahren war schon prickelnd aber mit reichlich Zug am Lenker und am Gas kam die Fuhre sonst rum.

Bin ich nun für oder gegen den Schwenker?
Als 'erfahrener' Starr-Fahrer kann ich danach nur sagen, ein Schwenker ist interessant, für mich aber eher nicht die erste Wahl. Zu viele Einschränkungen machen einen Schwenker für mich eher unbrauchbar. Zudem sei eins noch erwähnt: Geld haben wir dann doch nicht wirklich gespart, höchstens der Unterschied kleines - grosses Boot ist zählbar.

Sie war meine GipSyQ, und das war gut so. Die GS ist weiter in unseren Händen, den Gipsy haben wir weitergereicht, zunächst diente jetzt an einer R100 als sportliches Boot, starr versteht sich. Mittlerweile hat der Gipsy wieder Schwenker-Dienste an einer Triumph-Tiger angetreten.
Und weil es so schön ist, mit der GS im Gespann-Betrieb geht es auch weiter, aber das ist eine andere Geschichte.
Lest dazu mal beim Silberfalken. OK, OK, ich lerne es eben nicht ;-)